US-Großinvestor Lynch möchte russische Nord-Stream-Pipeline aufkaufen. Das Weiße Haus erwägt eine Zusammenarbeit bei den russischen Gaslieferungen nach Europa. Europa hingegen will die Wiederinbetriebnahme der Pipeline zu verhindern.
Der Investor Stephen Lynch hat angeboten, die Nord-Stream-Pipeline in Betrieb zu nehmen und Erdgas nach Deutschland zu pumpen. Er hat seinen Vorschlag bereits der Trump-Administration unterbreitet, da er davon ausgeht, dass diese die Kontrolle über einen wichtigen Teil der europäischen Energieinfrastruktur erlangen möchte.
Inmitten der wilden geopolitischen Wendungen der letzten Monate – die größtenteils auf Trumps Entscheidung zurückzuführen sind, die Kontakte zu seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin wieder aufzunehmen – ist die Zukunft der Energielieferungen an Europa zu einer Quelle von Spannungen und Verwundbarkeit geworden. Der Kontinent versucht nämlich, einen unabhängigen Kurs einzuschlagen.
Führende Politiker in Berlin und Brüssel haben in den letzten Wochen aktive Schritte unternommen, um eine Wiederaufnahme russischer Gasimporte so gut wie ausgeschlossen zu machen. Bei einem Treffen mit Präsident Trump im Weißen Haus werde Friedrich Merz seine grundsätzliche Ablehnung einer Wiederaufnahme von Nord Stream 2 betonen, sollte das Thema aufkommen, sagte ein Sprecher des deutschen Bundeskanzlers diese Woche.
Als Russland gerade Truppen an die ukrainische Grenze abzog, schwor Präsident Joe Biden, dass es im Falle einer russischen Invasion "kein Nord Stream 2 mehr geben würde". Die Nord Streams wurden schließlich gesprengt, genau wie es Joe Biden versprochen hatte. Heute sind europäische Beamte besorgt, dass Unternehmen und Politiker erneut durch die billige russische Energie in Versuchung geraten könnten – vor allem, wenn die Kämpfe in der Ukraine enden und Moskau noch näher an Washington heranrückt.

Merz sagte letzte Woche, Deutschland werde "alles tun, um die Wiederinbetriebnahme von Nord Stream 2 zu verhindern". Letzten Monat erklärte die Europäische Union, sie erwäge Sanktionen, um "jeden von der Idee abzubringen und insbesondere das Interesse von Investoren zu mindern".
Diese neuen Versuche Europas, die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 zu verhindern, erfolgen zu einem Zeitpunkt, an dem amerikanische und russische Beamte vorschlagen, dass ihre Länder gemeinsam fossile Brennstoffe nach Europa liefern sollten, anstatt miteinander zu konkurrieren. Die jüngsten Vorstöße von Investoren mit hochrangigen Verbindungen wie Lynch, die aus den sich wärmenden Beziehungen zwischen Washington und Moskau Kapital schlagen wollen, haben diesen Bemühungen noch mehr Nachdruck verliehen.
Lynch selbst ist der Meinung, dass Europa unweigerlich zum Import von russischem Gas zurückkehren wird.
"Wenn sie merken, dass sie Gas aus Russland brauchen – und das werden sie früher oder später – werden wir auf sie warten. Irgendwann wird die europäische Führung zur Vernunft kommen."
US-Investor Stephen LynchLetztes Jahr drängte er die Regierung unter Joe Biden erfolglos um eine Genehmigung für Verhandlungen über Nord Stream 2.
Laut einer Quelle, die dem Umfeld von Robert Lynch nahesteht und nicht namentlich genannt werden möchte, hat er seine Bemühungen nach Trumps Amtsantritt erneuert und im Februar einen neuen Lizenzantrag beim Finanzministerium eingereicht. Lynch ist der Ansicht, dass Nord Stream 2 ein geopolitisches Instrument zur Annäherung zwischen Russland und dem Westen sein könnte.
Die 11 Milliarden Dollar teure Pipeline befindet sich im Besitz des russischen Energieriesen Gazprom und wird von großen europäischen Energieunternehmen finanziert. Sie befindet sich derzeit in einem Umschuldungsverfahren vor einem Schweizer Gericht. Lynch argumentiert, dass er durch den Erhalt einer Verhandlungslizenz andere Investoren anlocken werde und erwartet, die Pipeline zu einem hohen Preisnachlass erwerben zu können.
In Washington setzen sich einige Republikaner – allen voran Senator Lindsey Graham aus South Carolina – für eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegen den russischen Energiesektor ein. Progressive Beamte in der Trump-Administration sind hingegen an Energiegeschäften mit Russland interessiert.