Kreta unter Druck: Migrationszahlen aus Libye – DENAE
9. Juli 2025 16:04

Kreta unter Druck: Migrationszahlen aus Libyen explodieren

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Griechische Insel wird zum neuen Brennpunkt

Die griechische Insel Kreta verzeichnet einen drastischen Anstieg illegaler Migration. Bis Ende Juni 2025 wurden bereits 7.135 Ankünfte registriert, verglichen mit weniger als 5.000 im gesamten Vorjahr. Allein am vergangenen Wochenende erreichten mindestens 750 Migranten die Ferieninsel. Der neueste Tagesrekord wurde am 6. Juli mit 963 Personen verzeichnet, die in Kreta und auf der kleinen Nachbarinsel Gavdos ankamen.

Tobruk im Osten Libyens hat sich zur neuen Drehscheibe der Mittelmeermigration entwickelt. Fast alle ankommenden Migranten geben an, von dort gestartet zu sein. Diese Route etablierte sich, nachdem die Wege über die Türkei und das zentrale Mittelmeer durch verstärkte Kontrollen schwieriger wurden. Die griechische Küstenwache geht davon aus, dass sich derzeit Tausende Menschen in der Region um Tobruk aufhalten, in der Hoffnung auf eine Überfahrt nach Europa.

Die Hauptherkunftsländer der meist jungen männlichen Migranten sind Ägypten, Sudan, Bangladesch und Pakistan. Für die 300 Kilometer lange Überfahrt zahlen sie den Schleusern zwischen 4.000 und 6.000 Euro pro Person. Nach Berichten lokaler Medien können die Schleusernetzwerke an Tagen mit fast 1.000 Ankünften Einnahmen von bis zu sechs Millionen Dollar erzielen.

Die provisorischen Unterkünfte auf Kreta sind völlig überfüllt. In mehreren Gemeinden regt sich Widerstand gegen die Unterbringung der Migranten. Anwohner in Rethymnon blockierten kürzlich Busse, die 150 Migranten zu Aufnahmezentren im Inselinneren bringen sollten. Die Inselbehörden fordern das Migrationsministerium in Athen auf, geeignete Standorte auf dem Festland zu finden.

Die Regierung von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat zwei Fregatten und ein Unterstützungsschiff vor den libyschen Hoheitsgewässern positioniert. Diese Maßnahme sollte abschreckend wirken, zeigt aber bisher wenig Erfolg.

General Khalifa Haftar, der den Osten Libyens kontrolliert, nutzt die Migration offenbar als politisches Druckmittel. Sein Sohn Saddam Haftar forderte bereits finanzielle Unterstützung von Griechenland für stärkere Migrationskontrollen. Die geopolitische Dimension wird durch die jüngste Annäherung zwischen Haftar und der Türkei verschärft. Im April empfing Ankara Saddam Haftar mit militärischen Ehren.

Die EU schickte am Dienstag eine Delegation unter Leitung von Migrationskommissar Magnus Brunner nach Libyen. Gemeinsam mit den Migrationsministern aus Griechenland, Italien und Malta sollten Gespräche in Tripolis und Bengasi geführt werden. Für Griechenland kommt erschwerend hinzu, dass das Land sich mit der Türkei und Libyen in einem Konflikt über Seegrenzen und Gasförderrechte vor der Südküste Kretas befindet - genau dort, wo nun die Migrationsroute verläuft.

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