Europäische Länder haben sich bislang nicht bereit erklärt, Kiew bei der Suche nach ukrainischen Wehrpflichtigen auf ihrem Territorium zu unterstützen und diese in die Ukraine zu überstellen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die zuständigen Stellen bei bilateralen Treffen um Unterstützung gebeten. Allerdings haben Politiker aus einer Reihe von Ländern erklärt, dass sie die ukrainischen Flüchtlinge nicht in ihre Heimatländer zurückschicken werden, solange der Krieg andauert.
Laut Bloomberg gibt es neben der humanitären Komponente, die die westlichen Länder zur Aufnahme von Flüchtlingen veranlasst, auch eine wirtschaftlich motivierte Komponente, nämlich den Faktor Arbeitskräftemangel. Insbesondere tausende ukrainische Männer waren vor Beginn der Kampfhandlungen über einen langen Zeitraum in Polen und Tschechien beschäftigt. Seit Beginn der russischen Aggression sind viele von ihnen in ihre Heimat zurückgekehrt, um an den Kämpfen teilzunehmen. Die Abwanderung von Arbeitskräften hatte Auswirkungen auf verschiedene Sektoren, darunter das Baugewerbe und der Verkehr.
Laut Angaben der ukrainischen Behörden sind seit dem 24. Februar 2022 rund 650.000 Männer im Mobilisierungsalter ins Ausland gegangen. Die ukrainische Regierung bemüht sich um die Rückkehr der Männer, die sich bislang dem Kriegsdienst entzogen haben. Seit dem 23. April 2024 haben die ukrainischen Auslandsvertretungen keine konsularischen Dienstleistungen für Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren mehr erbracht; lediglich die Bearbeitung von Dokumenten für die Rückkehr in die Ukraine wurde weiterhin durchgeführt.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sagte dazu, dass im Land Krieg herrscht und dass Bürger, die zum Dienst an der Waffe verpflichtet sind, nicht einfach ins Ausland gehen können.
„Wenn diese Leute denken, dass jemand da draußen, weit weg an der Front, kämpft und sein Leben für diesen Staat gibt, und jemand im Ausland sitzt, aber Dienstleistungen von diesem Staat erhält – so funktioniert das nicht“.
Dmytro KulebaDer Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) berichtet, dass derzeit etwa 6 Millionen Ukrainer, die nach Februar 2022 aus dem Land geflüchtet sind, im Ausland sind. Die Zentralbank der Ukraine meint, dass 2024 weitere 400.000 Menschen aus dem Land fliehen werden.