Kontroverse um Fairness und Inklusion im Leistungssport
Der Umgang mit Transpersonen im Leistungssport führt zu hitzigen Diskussionen. Während Sportverbände eine Balance zwischen Fairness und Inklusion suchen, strebt die Wissenschaft nach klaren Fakten.
Im Sommer werden bei den Olympischen Spielen in Paris einige bekannte Namen fehlen. Die französische Sprinterin Halba Diouf, die britische Radfahrerin Emily Bridges und die amerikanische Schwimmerin Lia Thomas werden nicht teilnehmen. Sie sind nicht nur Spitzenathletinnen, sondern auch Transfrauen. Ihnen wurde bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen, sie identifizieren sich jedoch als Frauen. Ihre Teilnahme in der Frauenkategorie wird ihnen verwehrt, da viele Sportverbände dadurch die Fairness des Wettkampfs gefährdet sehen.
„Niemand sollte aufgrund der Geschlechtsidentität oder geschlechtsspezifischer Unterschiede vom Sport ausgeschlossen werden,“
Internationales Olympisches Komitee (IOK)heißt es in den Leitlinien für Fairness, Inklusion und Nichtdiskriminierung des Internationalen Olympischen Komitees von 2021. Gleichzeitig betont das IOK, dass ein fairer und sicherer Wettkampf gewährleistet sein müsse. Die Entscheidung, ob Transpersonen antreten dürfen, wird den einzelnen Sportverbänden überlassen. Diese haben sehr unterschiedliche Regelungen.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erlaubt es Transpersonen und Menschen mit dem Eintrag „divers“, selbst zu entscheiden, ob sie in Männer- oder Frauenteams spielen möchten. Der Internationale Schwimmverband World Aquatics und der Internationale Leichtathletikverband World Athletics gestatten Transathletinnen die Teilnahme in der Frauenkategorie nur, wenn sie keine männliche Pubertät durchlaufen haben. Dies bedeutet faktisch, dass Transfrauen eine Hormontherapie zur Geschlechtsangleichung spätestens im Alter von zwölf Jahren beginnen müssten. In vielen Ländern ist eine solche Angleichung in so jungen Jahren jedoch nicht oder nur eingeschränkt möglich. In Schweden ist diese Anwendung für Minderjährige grundsätzlich verboten. In Deutschland dürfen geschlechtsangleichende Hormone mit Einverständnis der Eltern in der Regel erst ab 16 Jahren eingenommen werden. In den Niederlanden können junge Menschen hingegen bereits ab 12 Jahren Pubertätsblocker erhalten.
Emily Bridges drückt ihre Frustration aus:
„Wir haben die gleichen Trainingsbedingungen und widmen unser Leben dem Sport. Es ist unfair, dass unsere Identität uns daran hindert, unser volles Potenzial zu erreichen.“
Emily BridgesHalba Diouf ergänzt:
„Es geht nicht nur um den Wettkampf, sondern auch um die Anerkennung und Akzeptanz unserer Identität.“
Halba DioufDiese Debatte spiegelt einen grundlegenden gesellschaftlichen Konflikt wider. Einerseits gibt es den Wunsch nach Inklusion und Gleichberechtigung für alle Athleten, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität. Andererseits stehen die Prinzipien von Fairness und Chancengleichheit im Leistungssport auf dem Spiel.
Die Diskussion wird weiterhin kontrovers bleiben. Die Forderung nach einer wissenschaftlich fundierten und zugleich inklusiven Lösung wird immer lauter. Ob eine solche Balance gefunden werden kann, bleibt abzuwarten.