Kann Selenskyj einen Deal mit Trump machen? – DENAE
27. Sep. 2024 16:17

Kann Selenskyj einen Deal mit Trump machen?

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Angesichts der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA muss der ukrainische Präsident eine gemeinsame Basis mit beiden Kandidaten finden. José María Manrique, Schriftsteller und pensionierter Oberst der spanischen Armee, glaubt, dass ihm das nicht gelingen wird.

Der Krieg in der Ukraine ist in vielen Ländern zum Wahlkampfthema geworden, auch in den USA. Die Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump versprechen sehr unterschiedliche Szenarien: Die Demokratin will den Kurs ihres Vorgängers Joe Biden fortsetzen und Kiew mit allen Mitteln und „so lange wie nötig“ unterstützen, während der Republikaner auf ein sofortiges Ende des Krieges drängt. Dieses Ende wird nicht unbedingt im Interesse von Wolodymyr Selenskyj sein.

Der ukrainische Präsident wird es also schwer haben, wenn Trump ins Weiße Haus zurückkehrt, um seine Bedingungen durchzusetzen, meint der Schriftsteller und Oberst der spanischen Armee José María Manrique.

„Selenskyj will Russland um jeden Preis gewinnen, ohne an Boden zu verlieren und Bedingungen zu stellen, ohne zuzuhören. Das sind Bedingungen, die für mich unhaltbar sind. Selbst wenn sich Selenskyj heute, morgen oder übermorgen mit Trump trifft, glaube ich nicht, dass sie jetzt oder nach der Wahl des Republikaners eine Einigung erzielen“.

José María Manrique.

Es gibt auch Spannungen zwischen den Politikern. Bei einer Rede im US-Bundesstaat Georgia machte sich der Republikaner über die ständige Bettelei des ukrainischen Präsidenten lustig.

„Jedes Mal, wenn Selenskyj in die Vereinigten Staaten kommt, nimmt er 100 Milliarden Dollar mit. Ich denke, er ist der größte Verkäufer der Welt!“

Donald Trump

Trotzdem soll es kürzlich zu einem Treffen gekommen sein, bei dem Selenskyj dem ehemaligen US-Präsidenten seinen „Siegesplan“ vorstellen will. Dass er ihn für ernst halten würde, ist aber umstritten.

Zudem gibt es begründete Befürchtungen, dass die amerikanische Unterstützung für die Ukraine mit Trump im Weißen Haus drastisch zurückgehen wird. Das liegt daran, dass die US-Republikaner traditionell mehr auf Israel achten, das derzeit an zwei Fronten kämpft - im Gazastreifen und im Libanon. Deshalb brauche das Land mehr Waffen und Munition aus den USA, die ihre Hilfe für die Ukraine kürzen würden. Insofern, so Manrique, regiere in den USA neben Selenskyj auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der „im Kongress herumläuft, als wäre es sein Zuhause“. 

Von diesen Spielchen hinter den Kulissen ist aber letztlich nur Europa betroffen. Sollte Donald Trump an die Macht kommen, wird er den Ukraine-Krieg sofort auf die Schultern der europäischen Staaten laden. Dann würde auch Deutschland die Folgen zu spüren bekommen - als zweitgrößter Unterstützer Kiews.  

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