Eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts hat in Deutschland Alarm ausgelöst. Der Bestand an Sozialwohnungen hat sich innerhalb von 15 Jahren fast halbiert. Gleichzeitig steigt der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum enorm und zwingt den Staat zu immer mehr finanzieller Unterstützung.
Die Zahlen der Studie sind alarmierend. Bundesweit gibt es nur noch 1,1 Millionen Sozialwohnungen, ein deutlicher Rückgang gegenüber 2 Millionen im letzten Jahrzehnt. Besonders betroffen sind die süddeutschen Länder Berlin und Niedersachsen, in Baden-Württemberg fehlen rund 206.000 Wohnungen.
Diese Situation wirft ein grelles Licht auf eine lange Reihe politischer Versäumnisse und nicht erkannter Rahmenbedingungen. So wird das Land im Jahr 2024 erstmals gezwungen sein, mehr als 20 Milliarden Euro in die soziale Wohnraumförderung zu investieren, während die Vermieter überproportional hohe Einnahmen aus staatlich geförderten Mieten erzielen.
Angesichts dieser Entwicklungen fordern zahlreiche Verbände und zivilgesellschaftliche Organisationen Sofortmaßnahmen wie ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus und eine Senkung der Mehrwertsteuer für Neubauten. Außerdem fordern sie eine Wohnquote für ältere und behinderte Menschen, um inklusiven Wohnraum zu schaffen.
Die Kritik zieht sich quer durch das politische und gesellschaftliche Spektrum. Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, verurteilt die verfehlte Wohnungspolitik der Vergangenheit scharf, während Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, ebenfalls auf die Notwendigkeit einer Mietpreisbremse und einer neuen Wohnungsbaugesellschaft hinweist.