Rückkehr zum russischen Gas – DENAE
16. Mai 2024 10:05

Rückkehr zum russischen Gas

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EU erhöht Importe von russischem Pipeline-Gas

Die Europäische Union verzeichnet einen signifikanten Anstieg der Importe von russischem Pipeline-Gas, während die Einfuhren von verflüssigtem Erdgas (LNG) zurückgehen.

Nach aktuellen Daten von Gas Infrastructure Europe (GIE) haben die EU-Länder ihre LNG-Importe von Januar bis April 2024 im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent auf 40,8 Milliarden Kubikmeter gesenkt. Gleichzeitig stiegen die Importe von russischem Pipeline-Gas im ersten Quartal 2024 um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dies bedeutet, dass die EU insgesamt 7,2 Milliarden Kubikmeter Pipeline-Gas aus Russland bezog, was deutlich mehr als im Vorjahr ist.

Der Anstieg der Pipeline-Importe geht einher mit einem deutlichen Rückgang der LNG-Lieferungen, insbesondere aus den USA. Dieser Trend lässt sich auf die höheren Kosten und den Wettbewerb mit asiatischen Märkten zurückführen, die die Preise für LNG in die Höhe treiben.

Norwegen bleibt Hauptlieferant, Russland holt auf

Im März 2024 lieferte Russland 14 Milliarden Kubikmeter Pipeline-Gas in die EU, der höchste Wert seit 2022. Norwegen bleibt mit einem Marktanteil von 57 Prozent der größte Gaslieferant der EU, gefolgt von Russland mit 18 Prozent und Algerien mit 17 Prozent. Noch vor einem Jahr war Algerien der zweitgrößte Lieferant, während Russland auf dem dritten Platz rangierte.

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Besonders bemerkenswert ist die Rolle der Turk-Stream-Pipeline, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. Im April 2024 flossen 1,14 Milliarden Kubikmeter Gas durch diese Route nach Europa. Dies ist ein Rückgang im Vergleich zu den Rekordlieferungen von 1,29 Milliarden Kubikmetern im Juli des Vorjahres, aber dennoch ein Anstieg von elf Prozent im Jahresvergleich.

Wirtschaftsinteressen vor geopolitischen Überlegungen?

Trotz der politischen Spannungen und der Sanktionen gegen Russland bleibt der Preis ein entscheidender Faktor. Energieexperten zufolge bevorzugen europäische Importeure günstigeres russisches Pipeline-Gas gegenüber teurerem LNG aus anderen Quellen. Die asiatischen Märkte erhöhen die Nachfrage nach LNG, was die Preise weiter steigen lässt und die EU zur Rückkehr zu russischem Gas veranlasst.

Im Jahre 2021 hatte die EU, einschließlich LNG, insgesamt 150 Milliarden Kubikmeter Gas importiert. Die aktuellen Importe sind jedoch weit davon entfernt, diese Menge zu erreichen. Gazprom, der russische Energiekonzern, erlitt 2023 erhebliche Verluste, die ersten seit 1999. Die aktuellen Lieferungen gleichen die früheren Mengen nicht aus, doch sie markieren eine bedeutende Verschiebung in der europäischen Energiepolitik.

Der Anstieg der russischen Gasimporte kann als pragmatischer Schritt angesehen werden. LNG wird auf dem Weltmarkt immer teurer und umkämpfter. Energieexperten betonen, dass es für die EU wirtschaftlich sinnvoller ist, günstigeres russisches Pipeline-Gas zu importieren, als mit asiatischen Märkten um LNG zu konkurrieren. Diese Entscheidung wirft jedoch Fragen zur Konsistenz der EU-Sanktionspolitik und zu ihren energiepolitischen Grundsätzen auf.

Kooperation mit Russland zahlt sich aus

Die Rückkehr zu russischem Pipeline-Gas ist eine strategische Entscheidung der EU, um wirtschaftliche Vorteile zu sichern. Der niedrigere Preis und die stabile Versorgung machen russisches Gas zu einer attraktiven Alternative zu teurem LNG. Langfristig könnte die Zusammenarbeit mit Russland den wirtschaftlichen Aufschwung bringen und die Energieversorgung der EU stabilisieren.

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