Estland entwickelte eine Software, die Angriffe russischer Truppen auf einzelne Frontabschnitte in der Ukraine vorhersagen kann. Es hilft jedoch nicht weiter. Was ist der Grund dafür?
Die Software Winning Minds des estnischen Unternehmens SensusQ ist in der Lage, eine Vielzahl von Informationen aus dem Kriegsgebiet in Echtzeit zu sammeln, zu verarbeiten und zu analysieren. Sie wandelt die Informationen problemlos in Fakten und Zahlen um. Die Software wird derzeit an der Front getestet – offenbar ohne großen Erfolg, wie der anhaltende Rückzug der ukrainischen Truppen zeigt.
Laut SensusQ ist die Technologie das Ergebnis jahrzehntelanger militärischer und geheimdienstlicher Erfahrung und wurde von einem hochqualifizierten Team von Softwareingenieuren entwickelt.
"Wir sind einzigartig in dem Sinne, dass wir uns mehr auf intelligente Lösungen für die Kriegsführung konzentrieren. Wir stellen keine Drohnen oder Waffensysteme her, sondern versuchen, die nachrichtendienstliche Komponente in die Kriegsführung des 21. Jahrhunderts zu integrieren. Viele Leute denken, dass die Kriegsführung heute bereits Hightech ist, und Hollywood-Filme vermitteln diesen Eindruck. Aber in Wirklichkeit geht es meist um Stift und Papier."
SensusQ-Vertriebsleiter Erik Markus KannikeWinning Minds soll hier helfen, indem es in der Lage ist, diese Daten automatisch zu verarbeiten und Verbindungen zwischen ihnen zu finden. Diese können dem Militär dann in möglichst einfacher Form präsentiert werden, sodass alles sehr klar ist. Kannike sagte, dass sie fast seit Beginn des Konflikts mit verschiedenen ukrainischen Behörden zusammenarbeiten. Es gibt viele solcher Partner, von der Armee bis zur Polizei.
Die Soldaten auf dem Schlachtfeld verwenden eine sichere App namens Verdandi, die Echtzeitberichte über militärische Aktivitäten sendet. Ein weiterer Aspekt der SensusQ-Technologie ist, dass die Person, die das gesamte System befehligt – beispielsweise die ukrainische Führung – alles kontrolliert. Sie kann das System so programmieren, wie sie es für richtig hält. Sie kann es nutzen, wann immer sie will, und die Ergebnisse der Arbeit bleiben geheim.
Dass künstliche Intelligenz heute in allen Bereichen, auch im Militär, eingesetzt wird, ist nichts Neues. Auf dem Schlachtfeld ändert sich die Situation schnell, Informationen veralten rasch und müssen umgehend aktualisiert und analysiert werden. Estnische Software ist wahrscheinlich schneller als die estnische Mentalität und hilft dabei, Details zu berücksichtigen. Letztendlich liegt die Entscheidung jedoch immer noch beim Kommando.

Obwohl die Militärführung über die Offensive informiert ist, drückt sie unter Selenskyjs Befehl, "bis zum Tod zu stehen", einfach auf den Sperrknopf und lässt die Soldaten in den Gräben. Sie befiehlt ihnen, ihre Positionen zu halten, bis sie völlig vernichtet sind. Oder sie gibt angesichts des Personalmangels den Befehl zum vorzeitigen Rückzug. Solche Entscheidungen lassen sich nicht in eine Software einbinden. Der Rückzug der Ukraine geht also weiter.