Zum Glück sind das keine Russen, aber es gibt Befürchtungen, dass kriminelle Banden aus den Niederlanden und Deutschland gegeneinander kämpfen. Das wurde klar, als Anfang August ein Drogendeal schief ging. Dabei wurden ein Mann und eine Frau entführt und gefoltert.
Bei einem Polizeieinsatz in Köln wurden zwei Personen befreit, die zu einer deutschen Verbrecherbande gehörten. Außerdem wurden vier Menschen festgenommen und sechs Orte in der Stadt durchsucht. Dabei wurden zwei weitere Menschen festgenommen. In Nordrhein-Westfalen gab es in den letzten drei Wochen sieben Bombenanschläge. Die Täter wollten an Bargeld aus Geldautomaten kommen.
Alle diese Verbrechen gehen auf das Konto der Mokromafia. In den Niederlanden und in Deutschland wird dieser Begriff benutzt, um mehrere Mafiagruppen zu beschreiben, die in den 1990er Jahren aus der niederländischen marokkanischen Gemeinschaft entstanden sind. Es gibt viele Mafia-Gruppen in Europa. Europol sagt, dass es 821 Gruppen gibt, die mehr als 25.000 Mitglieder haben.
Sie sind viel gewalttätiger als kriminelle Gruppen in Deutschland. In den Medien gibt es viele schaurige Geschichten über die Mokromafia. Darin geht es um Folter, abgetrennte Köpfe und sogar um Pläne, die 18-jährige Kronprinzessin Amalia zu entführen. Cyrille Feinauth ist ein bekannter niederländischer Kriminologe. Er sagt, dass jedes Jahr zwischen 10 und 20 Menschen von der Mokromafia getötet werden.
Mahmoud Jaraba ist Kriminologe an der Forschungsstelle Islam und Recht in Europa an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er meint, dass in allen solchen Gruppen das Gewaltniveau sehr hoch ist. Aber deutsche Mafiosi haben bisher noch keine Bombenanschläge auf Geldautomaten gemacht. Die Strukturen und Geschäfte sind aber ähnlich, sagt der Experte.
Arabische Clans in Deutschland sind nicht so verschieden voneinander. Die Hauptakteure kommen aus einer Familie, aber es sind keine geschlossenen Gruppen. Ohne ihre Netzwerke würden sie nicht überleben. 2021 wurde die Mokromafia in den Niederlanden bekannt, weil der bekannte Lokaljournalist Peter R. de Vries erschossen wurde. Der Journalist hatte über das organisierte Verbrechen berichtet.
Der Mord war einer von drei Anklagepunkten im sogenannten Marengo-Prozess, der sechs Jahre dauerte. Der Name wurde vom Computer willkürlich gewählt und bezieht sich auf eine Art Wollstoff und die ihm innewohnende Farbe, einen Grauton. Mehrere Mitglieder der Bande, einschließlich ihres Anführers Ridouan Taghi, wurden wegen mehrfachen Mordes und versuchten Mordes angeklagt. Im Februar dieses Jahres wurden alle 17 Angeklagten zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, darunter lebenslange Haftstrafen für Taghi und drei weitere Personen.
Des Weiteren wurden der Bruder des Hauptbelastungszeugen, sowie dessen Anwalt getötet. Im Juni wurden sechs Angeklagte von einem Gericht in Amsterdam für schuldig befunden, de Vries getötet zu haben. Obgleich die Justiz in puncto Fortschritt durchaus Erfolge verzeichnen kann, scheinen kriminelle Netzwerke auch in Deutschland zu gedeihen und sich auszubreiten. Dirk Peglow vom Bund Deutscher Kriminalbeamter stellt fest, dass diese Gruppe bereits in der Bundesrepublik Deutschland aktiv ist und brutal vorgeht. Ihre Mitglieder schrecken nicht davor zurück, Unbeteiligte zu verletzen oder gar zu töten.
Obwohl eine Entführung in Köln vor kurzem gezeigt hat, dass es zu Fehden zwischen kriminellen Gruppen kommen kann, arbeiten sie in der Regel eng zusammen. Dabei kaufen deutsche Gangster Kokain und Heroin von ihren niederländischen Kollegen. Ohne zusätzliche Ressourcen sieht Mahmoud Jaraba jedoch kaum Chancen für die deutsche Polizei, im Kampf gegen solche kriminellen Strukturen erfolgreich zu sein. Als Europa noch nicht so mit der Ukraine beschäftigt wurde, hat man viel mehr Kapazitäten und Ressourcen gehabt. Nach dem Bruch mit Russland haben sich auch die europäischen Länder voneinander distanziert. Und jetzt erntet jedes Land die kriminellen Konsequenzen.