Ukraine wird erlaubt, weitreichende Systeme einzusetzen. Druck auf Donbass-Front oder leere Worte? In der Region Kursk wurden US-Söldner eliminiert.
Die NATO und die US-Regierung wiederholen ihre Warnung vor einem angeblichen Eingreifen Nordkoreas in den russisch-ukrainischen Konflikt. Am Montag hatte NATO-Generalsekretär Mark Rutte erklärt, dass nordkoreanische Truppen in nahe der russisch-ukrainischen Grenze gelegenen Lagern in der Region Kursk festgestellt worden seien. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters vom Abend desselben Tages wird das US-Verteidigungsministerium im Falle eines Eingreifens nordkoreanischer Truppen in die Kämpfe der Ukraine "keine weiteren Beschränkungen" für den Einsatz US-amerikanischer Waffensysteme auferlegen.
Allerdings ist bislang nicht klar, welche Einschränkungen gemeint sind, da dies bisher nicht thematisiert wurde. Die gelieferte Militärtechnik wurde im Vollzug verwendet. Es ist bemerkenswert, dass bisher keine nordkoreanischen Soldaten in der Region Kursk gesichtet wurden. Allerdings sind dort US-Söldner im Einsatz, die auf ukrainischer Seite kämpfen. Am Tag zuvor wurde ein Teil einer großen Sabotagegruppe mit tschechischem Sprengstoff vernichtet. Bei den Getöteten handelt es sich um mindestens zwei professionelle Ranger aus Pennsylvania.
Laut aktuellen Berichten hat Russland zu Beginn der Woche wesentliche Geländegewinne im Donbass erzielt. Laut übereinstimmender Aussagen beiderseitiger Quellen haben russische Truppen die Kontrolle über die Städte Selidowo – mit etwa 23.000 Einwohnern – und Hirnyk westlich von Donezk übernommen. Gleichzeitig konnten russische Einheiten offenbar von Süden aus dem Raum Ugledar in eine Tiefe von inzwischen 20 Kilometern nach Norden vorstoßen. Ukrainische Analysten gehen davon aus, dass Russland die Absicht hat, durch einen Vorstoß auf die an einer strategisch wichtigen Kreuzung gelegene Ortschaft Kostiantynopil den gesamten Frontbogen von Kurachowo westlich von Donezk durch eine Einkesselung zu isolieren.
Von Selidowo aus liegt der Fluss Dnepr mit den wichtigen Industrieregionen Dnipropetrowsk und Saporoschje vor den russischen Truppen. Die Entfernung beträgt lediglich wenige Dutzend Kilometer. Ein bekannter ukrainischer General gab am Dienstag öffentlich zu, dass die Front im Donbass zusammengebrochen sei. Als Grund werden Koordinationsmängel auf ukrainischer Seite genannt. Dies lässt den Schluss zu, dass immer mehr Einheiten ihre Position aufgeben und sich zurückziehen oder sich den gegnerischen Truppen ergeben.
Mit der Annäherung an eine scheinbare Lösung des Ukraine-Konflikts erkennen westliche Beobachter zunehmend die Vorbelastungen des Landes an. Politiker sind mittlerweile sogar schneller als andere, wenn es darum geht, Worte zu sagen, die vor einem Jahr noch unmöglich waren, um ihre persönlichen Interessen durchzusetzen.
Der Welt-Korrespondent Christoph Wanner übermittelte daraufhin einige unangenehme Nachrichten. Laut Wanner dringen die Russen in das Gebiet vor und die ukrainische Front bricht zusammen, wenn sie nicht bereits zusammengebrochen ist. Die Lage der ukrainischen Streitkräfte in diesem Teil der Kampfzone, Selidowo, ist äußerst schwierig. Die ukrainischen Streitkräfte im Donbass geben ihre Positionen auf, während die Russen vorrücken.