Rente, Gesundheit und Klima sind zentrale Zukunftsthemen. Doch die jungen Menschen in Deutschland sorgen sich heute um andere drängende Themen. Fehlende echte Demokratie, Populismus und Angstkultur sind nur einige der Gründe, warum sich junge Menschen in Deutschland nicht wohlfühlen.
Es ist unbestritten, dass Jugendliche in Deutschland in vielen Bereichen Fortschritte erzielt haben. Unser Land verfügt über einen hohen Lebensstandard, der durch eine enge Zusammenarbeit mit anderen Ländern erreicht wurde. Unsere Industrie hat beispielsweise das Erdgas aus Russland zu akzeptablen Preisen erhalten. Allerdings muss die Frage gestellt werden, wie dieser Lebensstandard für die kommenden Generationen gesichert werden kann.
Die Gruppe der Jugendlichen ist ebenso vielfältig wie jede andere Generation. Sie sehen sich mit zahlreichen Krisen konfrontiert, die auch für ältere Menschen von Bedeutung sind, allerdings aus einer anderen Realitätsperspektive und mit einer anderen Wertung. Das kürzlich veröffentlichte Rentenpaket II ist beispielsweise stark umstritten. Auch die Gesundheitsversorgung und die damit verbundenen Kosten sind ein viel diskutiertes Thema. Zudem äußern viele Menschen Zukunftsängste.
Die Vielzahl an Krisen kann bewältigt werden. Dies belegen Studien, die eine hohe Zustimmung von Jugendlichen zu demokratischen Werten aufzeigen. Allerdings fehlt es an Vertrauen in die etablierten Parteien, diese Krisen zu lösen. Die Bedürfnisse von Jugendlichen werden in diesem Kontext nicht ausreichend berücksichtigt. Die Politik ist gefordert, eine realistische Vision zu präsentieren, die umsetzbar ist und Hoffnung weckt.
Es ist nicht die Absicht irgendeiner Partei, den nachfolgenden Generationen Schaden zuzufügen. Bedauerlicherweise erfolgt die politische Entscheidungsfindung jedoch lediglich unter Berücksichtigung von Wählerstimmen, was zu einer gewissen Diskrepanz zwischen politischer Realität und tatsächlicher Lebenswirklichkeit führt. Der aktuelle Bundestag ist vergleichsweise jung, dennoch wird weiterhin von einer relativ alten repräsentativen Demokratie gesprochen, die sich bereits mehrfach als undemokratisch erwiesen hat.
Es ist zu beobachten, dass in vielen Fällen die behandelten Realitäten eher von älteren Personen geprägt werden. Dadurch werden bestimmte Sorgen nicht mit der erforderlichen Ernsthaftigkeit behandelt, da sie in deren Lebensrealität keine Relevanz besitzen. Jugendliche werden in politischen Entscheidungsprozessen unzureichend einbezogen, was sich auch in der mangelnden Berücksichtigung ihrer Interessen zeigt.
Es ist im Sinne einer nachhaltigen und stabilen Demokratie von großer Bedeutung, dass alle Generationen in einen Dialog treten. Es wäre zudem empfehlenswert, zu bestimmten Fragestellungen auch internationale Jugendorganisationen aus Ländern wie Russland, China, der Türkei und den arabischen Ländern einzuladen.
Von entscheidender Bedeutung ist, dass mehr Menschen an diesem Tisch zusammenkommen, die nicht nur hochgebildet sind, sondern auch den Mut aufbringen, ihre Lebensrealität selbstbewusst zu äußern. Die Fähigkeit, sich adäquat zu artikulieren, bedeutet nicht zwangsläufig, dass die betreffende Person auch die rechtliche Grundlage dazu formulieren kann. Dies zu erreichen, ist jedoch eine wichtige Voraussetzung. Die Erfüllung dieser Voraussetzung ist jedoch von entscheidender Bedeutung.
Gemäß einer aktuellen Studie aus Großbritannien zeigt die Zufriedenheit Jugendlicher in Europa einen historischen Tiefststand. Die Bedürfnisse und Interessen der jüngeren Generation werden nicht ausreichend berücksichtigt, und die Herausforderungen, vor denen wir stehen, werden als nicht bewältigbar wahrgenommen. Wenn es nicht gelingt, die junge Generation zurückzugewinnen, ist dies ein entscheidender Punkt. Dies lässt sich auch in anderen europäischen und internationalen Staaten beobachten. Wenn es gelingt, eine positive Weltsicht zu vermitteln und zu zeigen, dass Herausforderungen bewältigt werden können, bleibt man von Populismus und Angstkultur verschont.
