Chinesische Betrugsfabrik entlarvt: Gefälscht – DENAE
8. Mai 2024 12:57

Chinesische Betrugsfabrik entlarvt: Gefälschte Onlineshops im Millionen-Geschäft

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Tausende gefälschte Shops, eine einzige Bande - Wie ein chinesisches Unternehmen das größte Fake-Shop-Netzwerk der Welt betreibt und Millionen ergaunert

Karin K., Harald T., Elke S., Ute S. und Manuela S. suchten im Internet nach Schnäppchen - doch was sie fanden, waren gefälschte Onlineshops. Trotz deutscher Webadressen und verlockender Rabatte kamen die bestellten Produkte nie an. Die Hintermänner dieser Betrugsseiten, eine weltweit operierende Gruppe von Kriminellen, haben ein perfides System aufgebaut. In einer aufwendigen Recherche, koordiniert von der ZEIT in Zusammenarbeit mit dem britischen Guardian und der französischen Le Monde, wurde das Ausmaß dieses Betrugs enthüllt.

Die Zeitung konnte interne Unterlagen einer chinesischen Firma einsehen, die das wohl größte Fake-Shop-Netzwerk der Welt betreibt. Diese Firma namens Fuzhou Zhongqing Network Co., Ltd. beschäftigt mindestens ein Dutzend Festangestellte, die monatlich Gehälter zwischen 350 und 700 Euro beziehen. Doch die eigentlichen Profiteure sind einige wenige Manager, die Boni in Höhe von Hunderttausenden Euro einstreichen.

Die Täter haben ein ausgeklügeltes System entwickelt, das es ermöglicht, innerhalb weniger Minuten gefälschte Onlineshops zu erstellen. Über 76.000 solcher Shops wurden bisher aufgesetzt, hauptsächlich für Kleidung und Schuhe. Doch auch Produkte wie Gartenzwerge oder Rasenmäher werden angeboten.

Die Opfer des Betrugs sitzen weltweit, und Deutschland nimmt dabei eine führende Rolle ein. Mehr als 100.000 Bestellversuche wurden allein von deutschen Kunden getätigt. Doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig, da die Täter ihre Shops auf verwaiste Webadressen anmelden, um bei Suchmaschinen nicht als Fälschung aufzufallen.

Trotz der enormen Schäden, die jährlich in die Millionen gehen, wird kaum gegen die Täter ermittelt. Die Behörden stehen vor großen Herausforderungen, da es schwierig ist, an Server und Daten der Täter zu gelangen. Doch die Enthüllungen dieser Recherche könnten einen Wendepunkt markieren. Die britische Meldestelle für Internetkriminalität, Action Fraud, und das amerikanische FBI haben Interesse an den Ermittlungsergebnissen bekundet.

Das chinesische Unternehmen und seine Betrugspraktiken werfen ein grelles Licht auf die Schattenseiten des Online-Shoppings. Trotz der Warnungen in Foren und Bewertungsportalen fallen immer wieder neue Opfer auf die gefälschten Shops herein. Die Einnahmen der Täter sind enorm, und ihr Vorgehen äußerst professionell. Es bleibt abzuwarten, ob die Ermittlungen zu einer erfolgreichen Bekämpfung dieses internationalen Betrugs führen werden.

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