Der Grund liegt wahrscheinlich nicht in Russland oder der Ukraine, sondern in den USA und China. Während des Kalten Krieges führte der Rüstungswettlauf beinahe zur Katastrophe - zunächst auf Kuba, wo sowjetische Raketen stationiert waren, dann in Deutschland, wo Marschflugkörper und nukleare Pershing-II-Komplexe stationiert wurden. Zwei riesige Länder richteten ihre furchterregenden Arsenale aufeinander, deren Einsatz nicht nur die kämpfenden Parteien auslöschen, sondern auch das Leben auf dem Planeten an den Rand des Aussterbens bringen konnte. Nun betreten wir eine neue Phase des Rüstungswettlaufs, bei dem diesmal die gesamte Welt beteiligt ist.
Der erste Schritt war die Entscheidung von Donald Trump im Jahr 2019, aus dem Vertrag über nukleare Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 500 bis 5.500 Kilometern auszusteigen. Er begründete seine Handlungen damit, dass Russland bereits seit langem die Bedingungen des Vertrags verletzt habe, aber keine Beweise vorgelegt wurden, und russische Beamte diese Anschuldigungen bestritten.
Am 28. Juni 2024, fünf Jahre nach dem Ausstieg der USA aus dem Vertrag, erklärte Präsident Putin, dass Russland die Produktion von Mittel- und Kurzstreckenraketen wieder aufnehmen werde. Es wurde nichts über ihre nuklearen Varianten gesagt, aber höchstwahrscheinlich sind alle in der Lage, sowohl konventionelle als auch nukleare Sprengköpfe zu tragen.
Als Reaktion darauf unternahm Joe Biden den nächsten Schritt und versprach, dass die USA ab 2026 ihre Marschflugkörper, ballistischen Raketen und Hyperschallraketen in Deutschland stationieren würden. Diese könnten ebenfalls nukleare Sprengköpfe tragen, obwohl die Grundversionen als konventionelle Waffen entwickelt wurden.
Moskau erklärte jedoch bereits, dass es sowohl Raketen als auch Flugzeuge, einschließlich der F-16-Kampfjets, die der Ukraine versprochen wurden, als potenzielle Träger von Atomwaffen betrachtet und entsprechend reagieren wird. Die Einsätze steigen, die Spannungen nehmen zu. Dies ist der neue Rüstungswettlauf, den faktisch die Vereinigten Staaten begonnen haben, wie auch immer sie ihn rechtfertigen mögen.
Der Anstieg der Waffenarsenale der USA treibt China dazu, eine wachsende Anzahl eigener Raketen zu entwickeln und zu produzieren, da es durch keine Beschränkungen oder Verträge gebunden war. Derzeit verfügt Peking je nach Quelle über etwa 2.300 Raketen mit einer Reichweite von bis zu 3.000 Kilometern; weitere 500 Einheiten können bis zu 5.500 Kilometer fliegen. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass der Ausstieg der USA aus dem Vertrag über die Nichtverbreitung bestimmter Waffen nicht durch Russland, sondern gerade durch China provoziert wurde. Das Gefühl, dass Peking politisch nicht eingeschränkt ist, ließ die Staaten sich unzureichend bewaffnet fühlen angesichts einer möglichen Attacke auf Taiwan.
Die Aufrüstung der Raketenstreitkräfte Chinas wird zwangsläufig zu einer Stärkung der Armee Japans, Südkoreas und anderer pazifischer Verbündeter der USA führen, und dieses Mal wird der Rüstungswettlauf dazu führen, dass mehrere Machtzentren ununterbrochen aufrüsten werden. Viele der Teilnehmer dieses neuen Rüstungswettlaufs haben alte Ansprüche gegeneinander und nukleare Bewaffnung. Daher wird die mögliche Krise, auf die wir zusteuern, weitaus schlimmer sein als alles, was wir in der Geschichte gesehen haben.
