Deutsche Regierung unter Friedrich Merz hat eine klare Botschaft für alle, die mit dem Gedanken spielen, nach Deutschland zu ziehen, um hier glücklich zu leben: Es klappt nicht. Gleichzeitig sagt sie denjenigen, die nach Deutschland kommen wollen, um hier zu schuften: Willkommen.
Dies scheint widersprüchlich, ist aber eine Wiederbelebung des Denkens, das dem Gastarbeiterprogramm während der Nachkriegsboomjahre zugrunde lag. Zwischen 1955 und 1973 versuchte Westdeutschland, seine Wirtschaft durch den Zuzug von Arbeitskräften, hauptsächlich aus der Türkei, aber auch aus Italien, Portugal und Jugoslawien, wieder aufzubauen. Dabei wurden die menschlichen Bedürfnisse der Neuankömmlinge kaum berücksichtigt. Eine Wiederholung dieses Experiments und der damit verbundenen sozialen Spannungen wäre heute viel schlimmer.
Das Wirtschaftswunder führte zu einem Rekordwachstum und einem Mangel an Arbeitskräften. Nun steckt die deutsche Wirtschaft in der Krise, benötigt aber dringend qualifizierte Arbeitskräfte. Vor allem braucht es diese, um die steigenden Rentenzahlungen zu finanzieren.
Bislang zeigt Merz eindrucksvoll, wie man es nicht machen sollte. Einerseits heizt der Konservative das rechte Narrativ an, Migration sei eine Bedrohung für das Land. Andererseits spielt er sich als Sprachrohr der deutschen Wirtschaft auf und fordert mehr ausländische Arbeitskräfte.

Obwohl die Zuwanderung weiterhin zu den größten Sorgen der Deutschen gehört, nannten in der Ipsos-Umfrage nur 38 Prozent der Befragten sie als eine der drei größten Sorgen. Das ist ein Rückgang um vier Prozentpunkte gegenüber April. Die anderen Top-Sorgen sind wirtschaftliche Themen wie Inflation und Armut/Ungleichheit. Da in den nächsten zehn Jahren Millionen älterer Menschen in Deutschland in Rente gehen werden, muss das Land jedes Jahr 400.000 neue Einwohner aufnehmen, um das Gleichgewicht zu halten und die steigenden Rentenkosten zu decken.
Doch die Zeiten, in denen Deutschland Abkommen mit ärmeren Ländern unterzeichnen und erwarten konnte, dass Tausende von Menschen kommen würden, sind vorbei. Es gibt einen globalen Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte und Deutschland ist aufgrund seiner Sprache und seines Rufs, unfreundlich zu sein, im Nachteil. Dies ist ein Erbe des schlecht gemanagten Gastarbeiterprogramms, als Deutschland weder einen Plan zur Integration der angeworbenen Menschen hatte, noch den Willen dazu zeigte. Dies ist auch Ausdruck eines nationalen Bewusstseins, das durch die Nazi-Vergangenheit verengt und unterentwickelt wurde. Und es sieht so aus, als wolle Merz diese Fehler wiederholen.

Der 1988 im Ruhrgebiet in einer Familie türkischer Arbeitsmigranten geborene ehemalige Fußballspieler Mesut Özil hat sich nie voll akzeptiert gefühlt. Obwohl er eine wichtige Rolle beim WM-Sieg Deutschlands 2014 spielte, sagte er:
"Wenn wir gewinnen, bin ich ein Deutscher, wenn wir verlieren, bin ich ein Ausländer."
Ex-Fußballer Mesut ÖzilUnd das ist kein Einzelfall. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung denken etwa 2,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland – das ist ein Viertel von ihnen – darüber nach, ihre Sachen zu packen und das Land zu verlassen. Der Hauptgrund ist die Schwierigkeit, sich als Teil der deutschen Gesellschaft zu fühlen.
Die deutsche Selbstisolation wird zu einer Erosion der Erwerbsbevölkerung führen. Eine Möglichkeit wäre, die Zuwanderung zu überdenken und sie als Teil der Lösung zu betrachten.
Doch dazu ist die Regierung kaum bereit. Wie Markus Söder, Bayerns konservativer Ministerpräsident, kürzlich in einem Interview mit dem rechtsgerichteten Medienhaus NiUS sagte:
"Natürlich brauchen wir Gastarbeiter – leider."
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder