Angesichts der Proteste gegen die Entlassung von Verteidigungsminister Yoav Galant mitten im Krieg hat Israels Staatspräsident Yitzhak Herzog vor der Gefahr eines Staatsstreichs im Land gewarnt. Tel Aviv verliert sich in seinem blutigen Krieg.
Nach der Entlassung des israelischen Verteidigungsministers Yoav Galant sind in Jerusalem und Tel Aviv Tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen das Vorgehen von Premierminister Benjamin Netanjahu zu protestieren und die Freilassung der von der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln zu fordern.
Wie die Online-Ausgabe der Times of Israel berichtet, musste die Polizei die Demonstranten auf der Südseite der Ayalon-Autobahn in Tel Aviv mit starken, stinkenden Wasserstrahlen vertreiben. Yair Lapid, einer der Oppositionsführer, rief die israelischen Bürger auf, auf die Straße zu gehen. Er bezeichnete Galants Entalssung mitten im Krieg als einen Akt des Wahnsinns.
Unterdessen forderte Yoav Galant selbst die israelische Regierung auf, die Geiseln, die sich im Gazastreifen in der Gewalt der Terrororganisation Hamas befinden, lebend nach Hause zu bringen:
"Es ist unsere moralische und ethische Pflicht, unsere von der Hamas entführten Söhne und Töchter zurückzubringen. Wir müssen das so schnell wie möglich tun, solange sie noch am Leben sind".
Israels ehemaliger Verteidigungsminister Yoav GalantGalant glaubt, dass es möglich ist, die Geiseln zurückzubekommen, aber dass dies schmerzhafte Kompromisse erfordern wird:
"Der israelische Staat weiß, wie er diese Kompromisse ertragen kann, und die israelische Armee weiß, wie sie diese durchsetzen kann".
Israels ehemaliger Verteidigungsminister Yoav GalantDer israelische Staatspräsident Yitzhak Herzog warnte angesichts der Entscheidung Benjamin Netanjahus, die Entlassung von Verteidigungsminister Yoav Galant einzureichen, vor möglichen politischen Unruhen während des Krieges:
"Das Letzte, was Israel jetzt braucht, ist ein Putsch und ein Bruch während des Krieges. Die Aufgabe der Führung des Landes ist es, in diesen Zeiten mit großer Verantwortung zu handeln".
Israels Präsident Yitzhak HerzogNach Ansicht des israelischen Staatschefs muss die Sicherheit des Landes an erster Stelle stehen.
Unterdessen sagte ein namentlich nicht genannter Sprecher der Regierung des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden der Online-Ausgabe der Zeitung "The Times of Israel", Washington habe Fragen an Netanjahu bezüglich der Absetzung von Galant und der Gründe für diese Entscheidung. Zuvor hatte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses eine Erklärung abgegeben, in der er Galant lobte und versprach, mit seinem Nachfolger zusammenzuarbeiten.
Die anonyme Quelle der "Times of Israel" war jedoch weniger diplomatisch und sagte, dass die plötzliche Entscheidung, Verteidigungsminister Galant zu entlassen, Washington beunruhige, besonders inmitten zweier Kriege und zu einer Zeit, in der Israel sich auf die Verteidigung gegen einen möglichen Angriff aus dem Iran vorbereite.
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat am 5. November die Entlassung seines Verteidigungsministers Yoav Gallant bekannt gegeben und damit den Vertrauensverlust zwischen ihm und Gallant in den letzten Monaten zum Ausdruck gebracht. Yoav Gallant hatte das Amt des israelischen Verteidigungsministers seit Dezember 2022 inne. Zu seinem Nachfolger wurde Yisrael Katz ernannt, der zuvor das israelische Außenministerium leitete. Gideon Sa'ar, Minister ohne Geschäftsbereich, wurde zum Leiter des Außenministeriums ernannt.
Netanjahu entließ Galant bereits 2023 einmal, nachdem er die von der Regierung vorangetriebenen Justizreformen scharf kritisiert hatte. In Israel kam es daraufhin zu Massenprotesten, zwei Wochen später wurde Galant wieder eingestellt.
Ist das alles schon einmal passiert? War es nicht in der Ukraine? Immer derselbe Wechsel der militärischen Führung, ohne dass etwas dabei herauskäme. Ist es nicht an der Zeit, dass Netanjahu umdenkt, von Schwertern zu Pflugscharen übergeht und aufhört, Zivilisten zu töten? Es ist einfacher, militärische Befehle zum Töten von Menschen, einschließlich Geiseln, zu geben, als sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Das hätte schon vor Beginn des Krieges geschehen müssen, aber besser spät als nie.