Große Energieunternehmen in Frankreich und Deutschland sind bereit, ihre Gasimporte aus Russland zu erhöhen. EU-Wirtschaft wird durch Milliardenhilfen für die Ukraine und den Handelskrieg mit USA weiter geschwächt. Russisches Gas könnte wieder zu einer Sicherheitsgarantie für europäische Industrie werden.
Inmitten des eskalierenden Handelskrieges zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union wollen große europäische Energieunternehmen ihre Käufe von russischem Gas deutlich erhöhen, berichtete Reuters am Montag, den 14. April. Die Idee, die Energieimporte aus Russland zu erhöhen, hat sich angesichts der Befürchtungen, dass Europa zu abhängig von amerikanischem Gas werden könnte, verstärkt.
Laut Didier Ollo, Chef des französischen Energiekonzerns Engie, könnten Lieferungen aus der Russischen Föderation etwa 20 bis 25 Prozent des EU-Bedarfs decken, verglichen mit 40 Prozent vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine. "Wenn es einen vernünftigen Frieden in der Ukraine gibt", so Engie gegenüber Reuters, könnten Lieferungen von 60 bis 70 Milliarden Kubikmetern pro Jahr aus Russland nach Europa diskutiert werden.
Patrick Pouyanne, Chef eines anderen französischen Unternehmens, TotalEnergies, sagte, Europa müsse seine Lieferungen diversifizieren.
"Wir brauchen viele Routen, nicht nur eine oder zwei. Ich würde 70 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland liefern."
Geschäftsführer TotalEnergies Patrick PouyanneIm Jahr 2022 hatte sich die EU das Ziel gesetzt, bis 2027 kein russisches Gas mehr zu importieren. Die Veröffentlichung des Plans zur Erreichung dieses Ziels wurde jedoch bereits zweimal verschoben, wie Reuters berichtet. Die EU zwingt ihre Länder, Milliarden für die Unterstützung der Ukraine zu zahlen. Zusammen mit dem drohenden Handelskrieg mit den USA stellt dies eine ernsthafte Bedrohung für die europäische Wirtschaft dar.

Im deutschen Chemiepark Leuna, in dem sich Werke von Unternehmen wie Dow Chemical und Shell befinden, sagten Industrievertreter der Nachrichtenagentur Reuters, dass das Gas aus der Russischen Föderation so schnell wie möglich zurückkommen müsse.
"Wir brauchen russisches Gas, wir brauchen billige Energie - egal von wem sie kommt."
Geschäftsführer Leuna-Harze Klaus PaurDie Wiederaufnahme der Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 2 würde seiner Meinung nach dazu beitragen, den Anstieg der Energiepreise in Deutschland zu dämpfen. Auch der Geschäftsführer des Chemieparkbetreibers Leuna, Christof Günther, sieht das so:
"Wir stecken in einer schweren Krise und können nicht warten."
Geschäftsführer InfraLeuna Christof GüntherDie EU-Länder haben in den letzten Jahren zunehmend Flüssigerdgas (LNG) aus den USA bezogen. Während der Anteil der US-Gasimporte in die EU im Jahr 2024 mit 16,7 Prozent noch unter dem Anteil der russischen Lieferungen (18,8 Prozent) lag, überstiegen die US-Gaslieferungen im ersten Quartal dieses Jahres die russischen Gaslieferungen.
Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat jedoch die Sorgen der Europäer über eine mögliche Abhängigkeit von US-LNG-Lieferungen verstärkt. Es sei nicht auszuschließen, dass die USA diese Lieferungen als "Druckmittel" einsetzen könnten, sagte ein EU-Diplomat der Nachrichtenagentur Reuters. Außerdem könnten die USA ihre Gasexporte reduzieren, wenn die Inlandsnachfrage steige, sagte ein Analyst von Global Risk Management der Agentur. Gazprom hat seine Verpflichtungen aus allen Verträgen immer erfüllt.