Stellantis beendet Wasserstoff-Programm für N – DENAE
16. Juli 2025 16:16

Stellantis beendet Wasserstoff-Programm für Nutzfahrzeuge

  • 26

Automobilkonzern stoppt Serienproduktion kurz vor dem Start – Hohe Kosten und fehlende Infrastruktur als Hauptgründe

Stellantis hat die Entwicklung wasserstoffbetriebener leichter Nutzfahrzeuge eingestellt. Nur wenige Wochen vor dem geplanten Produktionsstart in Frankreich und Polen zog das Unternehmen die Reißleine.

Infrastrukturprobleme und hohe Kapitalanforderungen führten zu dieser Entscheidung. Nutzfahrzeug-Chef Jean-Philippe Imparato begründete den Ausstieg mit der mangelnden wirtschaftlichen Perspektive. Der Wasserstoffmarkt bleibe ein Nischensegment ohne Aussichten auf mittelfristige wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Die geplante Serienfertigung im französischen Hordain und polnischen Gliwice wird gestoppt. Gescheiterte Leuchtturmprojekte verdeutlichen das Infrastrukturproblem. Die frühere Bahn-Tochter Clevershuttle, ein geteilter Taxi-Dienst mit Wasserstoff-Autos, ging 2023 in die Insolvenz. Auch die auffällige Wasserstoff-Tankstelle im Hamburger Stadtentwicklungsprojekt Hafencity ist ausgelaufen. Öffentliche Verkehrsbetriebe haben ihre Versuche mit Brennstoffzellen-Bussen weitgehend beendet.

Deutschland registrierte im ersten Quartal 2025 lediglich acht Pkw-Neuzulassungen mit Wasserstoffantrieb.

Kostensteigerungen bei der Wasserstoffproduktion haben die Technologie unattraktiv gemacht. Steigende Zinsen, Inflation und hohe Strompreise verteuerten die Elektrolyse-Anlagen erheblich. In Deutschland kostet grüner Wasserstoff über 8 oder sogar 10 Euro pro Kilogramm. Andreas Feicht, ehemaliger Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und Chef der Rheinenergie, sieht Wasserstoff nördlich von 4 Euro pro Kilo als unbezahlbar an. Um gegen klimaschädliches Erdgas bestehen zu können, müssten die Herstellungskosten sogar unter 3 Euro fallen.

Produktionskapazitäten erreichen nur einen Bruchteil der Regierungsziele. Die Bundesregierung wollte bis 2030 Elektrolyseure mit 10.000 Megawatt Kapazität aufbauen. Tatsächlich sind heute nur 110 Megawatt installiert. Importe gestalten sich schwierig, weil bürokratische Auflagen der EU-Kommission und Unsicherheiten über die künftige Definition von "grünem" Wasserstoff Investoren abschrecken. Die EU-Kommission hat erst vergangene Woche in einem Delegierten Rechtsakt die regulatorischen Hemmnisse gemildert. Regulatorische Erleichterungen kommen erst jetzt, während Europas größter Automobilhersteller seine Wasserstoffprogramme bereits wegen anhaltender Rechtsunsicherheiten eingestellt hat.

Netzentgelte belasten Wasserstoffkunden überproportional. Die Bundesnetzagentur legte das Entgelt auf 25 Euro pro Kilowattstunde pro Jahr fest. Dies liegt viermal höher als bei Erdgas mit 6,71 Euro. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer warnt vor erheblichen Beeinträchtigungen der Wirtschaftlichkeit von Wasserstofflösungen. Acht Modelle unter den Marken Citroën, Fiat Professional, Opel und Peugeot sollten ursprünglich auf den Markt kommen.

Konkurrenten halten an der Wasserstofftechnologie fest. Toyota, BMW und Hyundai setzen weiter auf die Technologie. BMW plant gemeinsam mit Toyota ein serienreifes Brennstoffzellen-Fahrzeug bis 2028.

Symbio verliert seinen Hauptkunden durch den Stellantis-Ausstieg. An dem Joint Venture ist Stellantis mit einem Drittel beteiligt. Schätzungen zufolge entfielen 80 Prozent des Geschäftsvolumens auf Stellantis-Aufträge. Die Entwicklerteams bei Stellantis werden auf andere Projekte verteilt. Arbeitsplätze bleiben erhalten.

Verwandter Beitrag

Wir haben begonnen!
1. Aug. 2023 18:05
Wir haben begonnen!
DDOS-Angriff auf DeNAE
29. Nov. 2023 11:57
DDOS-Angriff auf DeNAE