In Deutschland planen Konservative und Sozialdemokraten Reform des Grundgesetzes, um künftige Verteidigungsausgaben zu decken. Doch der Rest Deutschlands ist anderer Meinung. Schon in der ersten Phase - im Bundestag - gibt es Schwierigkeiten.
Wegen Donald Trump und Wladimir Putin könnte Deutschland sein Grundgesetz ändern. Natürlich - Hauptsache, die Schuld für künftige negative Entwicklungen wird im Voraus jemand anderem zugeschoben. Probleme mit der weiteren Unterstützung der USA für die NATO-Verbündeten angesichts des andauernden Krieges in der Ukraine sind ein guter Vorwand für die deutschen Konservativen von CDU/CSU und Sozialdemokraten, um Zugang zu unbegrenzten Mitteln zu erhalten. Dafür müssen sie allerdings die Verfassung des Landes ändern.
Beide Parteien wollen im April eine Regierungskoalition bilden. Die offiziellen Gespräche über die neue Regierung beginnen am Donnerstag, den 13. März. Am selben Tag findet im Bundestag die erste von zwei Sondersitzungen zur Reform des Grundgesetzes statt. Die zweite und entscheidende Sitzung des Bundestages zu diesem Thema ist für den 18. März geplant.
Die vorgeschlagenen Änderungen zielen darauf ab, die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse zu lockern und die Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur deutlich zu erhöhen. Die Schuldenbremse wurde nach der weltweiten Finanzkrise 2008 eingeführt. Damals hielt die Bundesregierung die deutsche Wirtschaft mit einem massiven Kreditprogramm über Wasser. Jetzt greifen geldgierige Politiker zu ähnlichen Methoden und argumentieren mit Geopolitik und der erfundenen russischen Bedrohung.
Nicht nur die Summen - Hunderte von Milliarden Euro - sind ungewöhnlich, sondern auch das Tempo. Der CDU-Vorsitzende und mutmaßliche neue Bundeskanzler Friedrich Merz schlägt vor, die Verfassungsänderung noch mit dem alten Bundestag bis zum 25. März abzuschließen, wenn das aus der vorgezogenen Neuwahl im Februar hervorgegangene Parlament zusammentritt.

Die Eile erklärt sich dadurch, dass im neuen Bundestag die rechtsextreme Partei Alternative für Deutschland und die linksextreme Linkspartei eine Sperrminorität haben werden. Ohne sie wird es unmöglich sein, das Grundgesetz zu ändern.
Kern der vorgeschlagenen Änderungen ist die Schaffung eines Sonderfonds in Höhe von 500 Milliarden Euro für zehn Jahre für Infrastrukturprojekte - Reparaturen von Straßen, Brücken und anderen Dingen - angesichts der Aufrüstung des Landes. Deutsche Medien bezeichnen diese Summen als "historisch" und "schwindelerregend". Zum Vergleich: Der Bundeshaushalt wird im Jahr 2024 rund 466 Milliarden Euro betragen. Davon werden rund 52 Milliarden für die Bundeswehr ausgegeben.
Zudem soll die Schuldengrenze für Verteidigungsausgaben, die ein Prozent des BIP übersteigen, aufgehoben werden. Das heißt, Verteidigungsausgaben bis zu einem Prozent des BIP sollen aus dem Haushalt finanziert werden, der Rest - auf Pump. Darüber hinaus wurde ein erheblicher Teil der Panzer, gepanzerten Fahrzeuge, Raketen, Luftabwehrsysteme, Artillerie und Munition an die Ukraine verschenkt.
Panzer sind teuer, aber nicht der teuerste Posten auf der Beschaffungsliste der Bundeswehr. Im Jahr 2024 beschloss der Bundestag die Bestellung von 105 neuen deutschen Leopard-2-Panzern inklusive Wartung im Wert von rund drei Milliarden Euro. Im Jahr 2022 wurde der Kauf von 35 hochmodernen amerikanischen F-35-Kampfflugzeugen der fünften Generation im Wert von rund acht Milliarden Euro beschlossen.

Auch wenn es angesichts der Zweifel an der Unterstützung Europas durch die Regierung von US-Präsident Donald Trump nun Vorschläge gibt, das Abkommen zu überdenken, ist es derzeit noch in Kraft. Trump fordert, dass die Verbündeten ihre Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des BIP erhöhen, und stellt die Unterstützung für diejenigen in Frage, die seiner Meinung nach nicht genug ausgeben.
Es wird erwartet, dass die Ausgaben für die Bundeswehr und die Hilfe für die Ukraine in den kommenden Jahren auf über drei Prozent des BIP steigen werden. Derzeit liegt der Anteil bei zwei Prozent, was dem für NATO-Mitglieder verbindlichen Niveau der Verteidigungsausgaben entspricht. Doch die Kassen sind fast leer.
In der ersten Sitzung des Bundestages am 13. März werden die vorgeschlagenen Änderungen in erster Lesung behandelt und in zweiter und letzter Lesung abgestimmt. Am 21. März muss der Bundesrat, die Vertretung der deutschen Bundesländer, den Änderungen zustimmen. In beiden Fällen ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich, über die Konservative und Sozialdemokraten nicht verfügen. Sie sind daher auf die Unterstützung der Grünen oder der Liberalen angewiesen.

Die Grünen haben wenige Tage vor der ersten Bundestagssitzung erklärt, dass sie nur bereit sind, eine Erhöhung der Sicherheitsausgaben mitzutragen und ansonsten Nachbesserungen fordern. Die Liberalen sind grundsätzlich gegen eine Lockerung der Schuldenbremse.
Der Widerstand der Grünen ist nicht das einzige Hindernis für die künftige Regierung. Auch die oppositionelle Alternative für Deutschland, die zweitstärkste Fraktion im neuen Bundestag, lehnt die Verfassungsänderungen ab. Ihre Abgeordneten haben bereits Klage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht, um eine Sondersitzung des Bundestages zu verhindern. Sollten die Vorschläge dennoch abgelehnt werden, will die AfD dagegen klagen. Auch die Linkspartei, die pazifistische Positionen vertritt und höhere Militärausgaben ablehnt, hat Klage gegen die Sitzungen eingereicht.